Auf Initiative des Landtagsabgeordneten Norbert Dünkel und Reichenschwands Bürgermeister Manfred Schmidt haben die Spitzen der Gemeindefraktionen zusammen mit Landrat Armin Kroder das Staatliche Bauamt in Nürnberg besucht, um sich mit der Behörde über den aktuellen Projektstand auszutauschen.
Bauamtsleiter Andreas Eisgruber ging einleitend auf die Planungshistorie ein und erklärte, dass die Idee einer Ortsumgehung von Reichenschwand bereits über 20 Jahre alt sei. Nachdem aus naturschutzrechtlichen Gründen eine Trasse südlich der Gemeinde nicht mehr weiterverfolgt werden konnte, wurde im Bundesverkehrswegeplan 2030 eine Tunnelvariante als mögliche Alternative im vordringlichen Bedarf aufgenommen. Nach Abschluss der ersten bautechnischen Bewertung wurde wiederum die Linie nördlich der Bahntrasse als wirtschaftlich einzige umsetzbare Variante identifiziert. Um deren Finanzierung gewährleisten zu können und auch noch einen gewissen Puffer für Kostensteigerungen verfügbar zu haben, mussten im Vergleich zu den ersten Planungen aus dem Jahr 2021 einige Anpassungen unternommen und die Tunnellänge verkürzt werden. „Um mit den eigentlichen Planungen für ein Projekt dieser Größenordnung und Bedeutung für die Gemeinde und die Region zu starten ist die Unterstützung der Gemeinde nötig“, so Eisgruber.Ohne Wasserversorgung kein Tunnel
Dies führt innerhalb der Gemeinde zu deutlichem Widerstand, insbesondere auch wegen einer möglichen Beeinträchtigung der eigenen kommunalen Wasserversorgung. Bürgermeister Schmidt betonte gegenüber dem Bauamt, dass bei diesem Projekt die Auswirkungen auf die Gemeinde so gering wie möglich gehalten werden müssten. Zwar sei dem Gemeinderat die Tragweite des Projektes, neben den örtlichen Belangen auch für den östlichen Landkreis sehr wohl bewusst. Man gehe daher sehr konstruktiv und aufgeschlossen an die Sache heran. Dennoch müsse die Gemeinde die Verantwortung für die eigene Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen. Hierzu gehöre der Erhalt der kommunalen Wasserversorgung und die Auswirkungen auf angrenzende Gebäude. Der Erhalt der eigenen Wasserversorgung sei deshalb eine unabdingbare Voraussetzung für den Bau des Tunnels, verdeutlichte Manfred Schmidt.
Norbert Dünkel flankierte die Ausführungen des Bürgermeisters: „Der Gemeinderat nimmt seine Verantwortung zu Recht sehr ernst und dafür danke ich allen Beteiligten. Jetzt geht es darum zu entscheiden, ob die kostenintensiven Planungen auch weiterverfolgt werden. Bevor ein entsprechender Beschluss zur Unterstützung dieser Variante „nördlich der Bahntrasse“ gefasst wird, müssen deshalb die Belange der Gemeinde berücksichtigt werden. Deshalb sind wir heute da“, so der Abgeordnete.
Beschluss mit Einschränkungen?
Den Wunsch der Gemeinde nach dem Erhalt der eigenen Wasserversorgung könne er nachvollziehen, erläuterte Amtsleiter Eisgruber. Jedoch sei nur die geplante 1,4 km Tunnellänge wirtschaftlich umsetzbar. Der Bund fordere als Nachweis der Wirtschaftlichkeit ein „positives Kosten-/Nutzen-Verhältnis“. Dieses wird nach klaren Vorgaben errechnet. Forderungen nach einer nennenswerten Verlängerung des Tunnels erteilte er eine klare Absage: „Aufgrund der damit verbundenen enormen Kostensteigerungen ohne den Nutzen zu erhöhen, ist die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben“. Eisgruber machte jedoch das Angebot, die anstehende Planung schrittweise zu starten. In einem ersten Schritt soll geklärt werden, ob bei der Variante „nördlich der Bahntrasse“ die eigene Wasserversorgung dauerhaft aufrechterhalten werden kann. Bei einem positiven Ergebnis könnten in einem zweiten Schritt die weiteren Untersuchungen zur Umsetzbarkeit und zu den Auswirkungen der gesamten Trasse aufgenommen werden. Sollte die Untersuchungen zeigen, dass die kommunale Wasserversorgung der Gemeinde durch den Tunnel wegfallen würde, könnte sich die Gemeinde immer noch gegen das Projekt aussprechen und dieses immer noch gestoppt werden. Auch Landrat Kroder begrüßte diesen Vorschlag und verwies auf die Bedeutung des Projektes für den ganzen Landkreis.