Nürnberg (csu) – Der Tourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Bayern, Franken und im Nürnberger Land und hat in den vergangenen beiden Jahren eine sehr gute Entwicklung genommen. Allerdings stellt sich die Situation des Hotellerie- und Gastronomiegewerbe in Mittelfranken sehr differenziert dar. Während die Gesamtbranche Zuwächse verzeichnet, sind die kleinen Gasthöfe landauf, landab die großen Verlierer.
Dies das Resümee einer Veranstaltung der „Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft“ (vbw) im Novotel Nürnberg. Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik stellten sich neben MdL Norbert Dünkel der Geschäftsführer des Tourismusverbands Franken, Olaf Seifert, der Vizepräsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, Thomas Förster, und Harald Hubert, Vorsitzender der vbw-Bezirksgruppe Mittelfranken, den Fragen von Chefredakteur Stephan Sohr von der „Nürnberger Zeitung“.Harald Hubert, vbw-Bezirksvorsitzender resümierte eingangs, dass Bayern nach wie vor das Tourismusziel Nummer eins in Deutschland sei. 18,5 Prozent der jährlichen touristischen Wertschöpfung Deutschlands werden im Freistaat erwirtschaftet und die Branche beschäftigt in Bayern direkt 560.000 Menschen; in Mittelfranken sind es 150.000.
„Wir sind Wirtschaftskraft, Jobmotor und Visitenkarte Mittelfrankens“, freute sich Dieter Gallus, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Mittelfranken und zeigte sich hinsichtlich der Gäste- und Übernachtungszahlen 2017 mit einem Plus von 3,2 und 2,5 Prozent sehr zufrieden. In Mittelfranken hat davon insbesondere die Städteregion Nürnberg profitiert.
„Die Medaille hat allerdings zwei Seiten“, so Gallus weiter. So sind die Zuwächse in der Hotellerie von Betriebstypen und -größen abhängig; die Verlierer sind die vielen kleinen Gasthöfe.
Ein ähnliches Bild zeige sich im Gaststättengewerbe. Während die Systemgastronomie (Mc Donald´s) mittlerweile weit über die Hälfte der Umsätze abdeckt und Event-Caterer, Imbissstuben und Cafes zu den Gewinnern zählen, sind Speise- und getränkeorientierte Betriebe vom Wirtshaussterben betroffen. In Bayern haben seit dem Jahr 2000 mehr als 3000 Gastronomiebetriebe ihre Türen für immer geschlossen; in rund 500 Gemeinden in Bayern gibt es heute kein Dorfgasthaus mehr.
Ein weiteres immer drängenderes Problem sind die Mitarbeitergewinnung und Fachkräftesicherung. Der durch den wachsenden Tourismus bedingte Fachkräftebedarf lasse sich durch die vorhandenen Fach- und Nachwuchskräfte nicht decken. „Der Markt ist leergefegt“, so Gallus.
Dieser verband die Situation mit einem dringenden Appell an die Politik nach einem Bürokratieabbau, der Flexibilisierung von Arbeitszeitgesetzen, fairen Wettbewerbsbedingungen (gleicher Steuersatz auf Essen) und mehr Raum für selbstverantwortliches Handeln. Letzteres geht einher mit der Forderung nach Abbau der überbordenden Dokumentationspflichten.
Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel würdigte Franken und das Nürnberger Land als „ein Mosaik mit vielen Steinchen – facettenreich und farbenprächtig“. Dünkel freute sich, dass auch in seinem Heimatlandkreis die Touristenzahl in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sei. „Die vielfältigen Rad- und Wanderwege und andere Erlebnisangebote erfreuen sich immer größerer Beliebtheit“. Für Norbert Dünkel liegt der Grund für den Erfolg in der Vielfalt des touristischen Angebots. Dieses reiche von Outdoor-, Genuss- und Bierregionen über Städte- und Campingtourismus bis zu interessanten Tagesangeboten und besonderen Kulturveranstaltungen.
„Der Tourismus ist kein Selbstläufer“
Zum Gasthaussterben im ländlichen Raum verwies Norbert Dünkel auf eine neue Initiative der Bayerischen Staatsregierung, die eine Förderung mit rund 500.000 Euro für das kleinstrukturierte Gaststättengewerbe auf den Weg gebracht hat.
Eine große Bedeutung komme dabei auch dem Breitbandausbau zu. Für den heimischen Abgeordneten in München: „Auch die Tourismusbranche muss sich auf das neue digitale Zeitalter einstellen und dafür notwendige Investitionen tätigen“, ist die Digitalisierung eine Herausforderung und gleichzeitige Chance für die Zukunft.
Am Ende waren sich alle einig: Die Potentiale der Tourismuswirtschaft in Mittelfranken sind groß – aber noch lange nicht ausgeschöpft! Und trotz zwei zuletzt sehr erfolgreichen Jahre gibt es noch viel zu tun, insbesondere um dem Wirtshaussterben auf dem Land Einhalt zu gebieten.