Denken wir an das Ruhrgebiet, denken wir an Bergbau und Schwerindustrie, an Arbeitersiedlungen, Fortschritt, Wohlstand, aber auch harte Arbeitsbedingungen. Das Ruhrgebiet steht heute sinnbildlich für die Industriekultur Deutschlands. Doch auch Nordbayern kann auf eine lange industrielle Vergangenheit zurückblicken: Bergbau und Brauereien, Mühlen, Metallverarbeitung und Maschinenbau, elektrotechnische und chemische Industrie, Textil-, Porzellan- und Glasindustrie. All diese Branchen sind Bestandteil der fränkischen Kultur. Sie prägten die Menschen, die Ortschaften und letztlich ganz Nordbayern. Diesen Teil unserer Landesgeschichte erlebbar zu machen und mit den Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft zu verbinden, hat sich ein interdisziplinäres Netzwerk aus über 30 Museen, Forschungseinrichtungen und Touristikverantwortlichen in Nordbayern zur Aufgabe gemacht. Dank finanzieller Initiative der CSU im Bayerischen Landtag können nun konkrete Strukturen geschaffen werden. Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel (CSU) hatte sich dafür besonders eingesetzt. Nun besuchte er das Industriemuseum Lauf, um sich über die Projektfortschritte zu informieren.
Begrüßt wurde er dabei von Museumsleiterin Dr. Christiane Müller und ihrem Stellvertreter Peter Kraus. Als Vertreter des überregionalen Arbeitskreises waren aus Thurnau Professor Dr. Martin Ott und Dr. Marcus Mühlnikel vom Institut für Fränkische Landesgeschichte angereist. Begonnen hatte deren Kooperation im Zuge der Bewerbung der Stadt Nürnberg als Kulturhauptstadt. Zu den Gründungsmitgliedern der Interessensgemeinschaft zählte daher selbstverständlich auch das Museum Industriekultur Nürnberg. Selbst wenn der Titel am Ende nicht errungen werden konnte, blieb das Ziel des inzwischen gewachsenen Arbeitskreises bestehen, Nordbayern als industriegeschichtliche Region kulturell, wissenschaftlich und touristisch zu etablieren. Als wichtiger Schritt wurde am 7. Oktober eine Willensbekundung zu diesem Projekt, die sogenannte „Thurnauer Erklärung“ veröffentlicht.
Geschichte der Transformation
Darin heißt es, dass der in den letzten Jahrzehnten einsetzende, vielfältig bedingte Strukturwandel zur Transformation aller Industriezweige führte und die Region vor große Herausforderungen stellte. Darin liegt jedoch auch die Chance für eine wirtschaftliche Neuausrichtung. Diese Entwicklungen wie auch das industriekulturelle Erbe sei bislang aber nur punktuell in einer regionalen oder lokalen Erinnerungskultur verankert und aus wissenschaftlicher Sicht nicht adäquat erforscht, so die Wissenschaftler. Die am Projekt beteiligten Institutionen setzen sich daher das Ziel, die Industrieregion Nordbayern als industrielle Kulturregion zu etablieren. Das reiche industriegeschichtliche Erbe der Region soll erforscht, sichtbar gemacht, vermittelt und dadurch der aktuell laufende Strukturwandel mitgestaltet werden, so Frau Dr. Müller.
Dank Fraktionsinitiative: Forschungsstellen werden eingerichtet
Zunächst geht es im nächsten Schritt darum, feste Projektstrukturen zu schaffen. Hierfür soll noch in diesem Jahr ein Verein gegründet werden. Aber auch mit der Forschung soll schnellstmöglich begonnen werden. Dank finanzieller Mittel, welche der Freistaat Bayern auf Initiative von MdL Norbert Dünkel zur Verfügung stellt, werden nun zwei Doktorandenstellen ausgeschrieben. Damit soll mit einer Grundlagenforschung zur nordbayerischen Wirtschaftsgeschichte begonnen werden. Aufbauend auf diesen Arbeiten soll mittelfristig ein digitaler Atlas mit Zeitzeugeninterviews erstellt und damit wichtiges Quellenmaterial für die Nachwelt gesichert werden, es sollen Museumsausstellungen, innovative Bildungsformate und neue touristische Anreize geschaffen werden.
Dünkel: „Großartiges Projekt, das Heimatgeschichte bewahrt, aber auch in die Zukunft blickt“